Ein Gastbeitrag.
Die Pille als ständiger Begleiter
Jahr ein Jahr aus nahm ich die Pille. Ich konnte auf gut 12 Jahre Pille in meinem Leben zurückblicken. Mit 16 fing ich damit an. Ich hatte mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Schließlich haben alle meine Freundinnen damals auch die Pille genommen und meine Frauenärztin hatte mir auch keine Alternative vorgeschlagen.
Irgendwie wurde aber von Jahr zu Jahr diese Stimme in mir lauter, dass ich das lassen sollte. “Will ich wirklich täglich Hormone einnehmen?“ Aber, welche Alternativen habe ich? Und was ist die beste Verhütungsmethode für mich? Gibt es überhaupt Alternativen ohne Hormone, die nicht total nervig sind? Von meinem Frauenarzt fühlte ich mich nicht gut beraten, auch nach einem Wechsel fand ich nicht die Aufklärung, die ich mir gewünscht hatte.
Also fragte ich erst mal meine Freundinnen, was sie so machen. Mehr und mehr gaben mir Recht, dass sie auch keine Lust mehr hatten, täglich Hormone zu nehmen. Manche hatten schon den Schritt gewagt, andere wiederum sahen keine wirkliche Alternative zur Pille.
In den Für-und-Wider-Argumenten ist mir immer mehr aufgefallen, wie wenig ich eigentlich über die konkrete Wirkungsweise der Pille weiß. Also fing ich an zu recherchieren.
Erst mal was zur Pille und wie sie wirkt
Es gibt viele verschiedene Pillen. Manche bestehen aus den Hormonen Östrogen und Gestagen (Mikropillen) und andere nur aus Gestagenen (Minipillen).
Ich hatte die Mikropille genommen. Sie nutzt die Hormone während des Zyklus und der Schwangerschaft und täuscht dem Körper eine Schwangerschaft vor. Der Schleim im Muttermund verdickt wie bei einer Schwangerschaft. Für Spermien und Eizellen ist dadurch kein Durchdringen zur Gebärmutter möglich. Außerdem unterdrückt die Pille den Eisprung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Selbst wenn es also ein Spermium schaffen sollte, ein Ei zu befruchten, könnte sich das nicht einnisten.
Mh, irgendwie schon erschreckend, dass mein Körper die vergangenen 12 Jahre während der Pilleneinnahme dachte, er sei schwanger. Im Grunde war ich seitdem ich mich Frau nennen kann mehr Zeit „schwanger“, als einen natürlichen Zyklus zu haben.
Auch die Tage sind nicht „echt“ während man die Pille nimmt. Durch den Abfall des Hormonspiegels während der Einnahmepause wird eine Entzugsblutung ausgelöst. Experten nennen das auch „Abbruchblutung“ oder „Pseudomenstruation“. Mit der natürlichen Monatsblutung hat das nichts zu tun. Das heißt ich kann mit knapp 30 gerade mal auf 4,5 Jahr normale Tage zurückblicken.
Außerdem wissen wir ja alle, wenn die Tage in den Urlaub fallen oder man gerade echt keine Lust auf die Tage hat, kann man ja mit der Pille so wunderbar den Zyklus steuern. Aber will ich das?
Sollte man als Frau nicht einfach ganz normal seinen Zyklus haben? Und will ich wirklich Hormone einnehmen? Schließlich sind es Hormone, die machen, dass Frauen Frauen sind und Männer Männer. Auch können sie Männer zu Frauen machen.

Warum ich die Pille absetzte?
Die Pille ist ein Medikament. Und natürlich hat die Pille, wie alle Medikamente auch, Nebenwirkungen. Will ich wirklich täglich Medikamente nehmen, obwohl ich nicht krank bin? Nur damit es unkompliziert ist beim Sex. Und was hat es für Auswirkungen auf meinen Körper?
Über die Wirkung der Pille habe ich einiges gefunden. Aber ohne medizinischen Hintergrund, fiel es mir schwer die Auswirkungen einzuordnen. Die Pille erhöht das Risiko eine Thrombose zu entwickeln (auch laut Packungsbeilage). Das Embolierisiko sei durch die Pilleneinnahme ebenfalls erhöht und manche Todesfälle werden sogar mit der Pille in Verbindung gebracht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Pille und geringerem Lustempfinden, Depressionen oder Stimmungsschwankungen, Bluthochdruck, Migräne und anderen Kopfschmerzen. Die Liste der häufigen bis seltenen Nebenwirkungen in der Packungsbeilage ist lang. Gerade Raucherinnen wird von der Pille abgeraten.
Auf der anderen Seite sind die Regelschmerzen mit der Pille häufig geringer und die Haut ist reiner. Manche sagen der Pille eine schützende Wirkung vor Eierstockkrebs und Gebärmutterkörperkrebs nach.
Das Risiko andere Krebsarten (Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Lebertumore) sei durch die Pille aber erhöht.
Die stärkeren Schmerzen ohne Pille nehme ich hin und da kann man ja auch was gegen machen. Meine Haut war immer schon unproblematisch. Das hat sich mit und ohne Pille nicht geändert. Und selbst wenn nicht, finde ich persönlich ein paar Pickel durchaus verkraftbar. Wenn es einen Zusammenhang zwischen der Pille und manchen Krebsarten gibt, habe ich jetzt Jahre was für die eine Krebsart gemacht und mache jetzt was für die andere. Und auch wenn das Risiko für die anderen Krankheiten wie Thrombose und Migräne gering ist, ist das Risiko definitiv am geringsten (bzw. nicht vorhanden), wenn man sich dem Risiko gar nicht erst aussetzt.
Oft kommt dann das Argument, dass andere Dinge unserem Körper auch schaden und da mache die Pille jetzt auch keinen Unterschied mehr. Dass wir unserem Körper viel Scheiß aussetzen, das stimmt bestimmt. Aber sollte ich ihn dann nicht viel mehr vor vermeidbaren Risiken schützen?
Für mich stand der Entschluss fest: ich setz die Pille ab, meinem Körper zu Liebe. Am Anfang war ich einerseits befreit, nicht an die Pille denken zu müssen. Erst hatte ich das Gefühl täglich was vergessen zu haben. Andererseits musste ich mich daran gewöhnen, nicht zu 100% sagen zu können, wann meine Tage kommen. Die ersten Monate blieben sie auch komplett aus. Da waren wohl noch zu viele Rest-Hormone in meinem Körper.
Zunächst wollte ich zu meinem normalen Zyklus zurückkehren, um dann zu gucken, was für mich die richtige Alternative ist.
Aber ok, was gibt es denn jetzt für Alternativen?
Es gibt noch andere hormonelle Verhütungsmethoden wie Hormonspirale, Hormonpflaster, Dreimonatsspritze, Stäbchen . Auch wenn bei manchen die Dosierung geringer ist als bei der Pille, ist das doch im Grunde das gleiche: Verhütung durch Hormone.
Aus den genannten Gründen fielen die raus.
Die gängigsten Verhütungsmethoden, die dann noch übrig bleiben, sind die Kupferspirale, natürliche Verhütungsmethoden und das Kondom.

Die Kupferspirale
Die Kupferspirale und die Kupferkette fielen für mich auch erst mal raus. Sie geben geringe Mengen Kupfer ab, die Spermien an einer Einnistung hindern. Irgendwie war mir das nicht geheuer. Ich hatte keine Lust einen Fremdkörper in meinem Körper zu haben. Außerdem haben mir zwei Freundinnen erzählt, dass quasi das Gegenteil der Pille eintritt. Längere Tage und stärkere Schmerzen. Das war mir nach Jahren ohne Schmerzen und fast ohne Tage, auch zu krass. Ich habe die Pille abgesetzt und wollte doch jetzt endlich einen normalen Zyklus haben und gucken, wie mein Körper tickt, bevor ich gleich wieder das nächste mache.

Natürliche Verhütung
Eine Freundin verhütet natürlich. Es wird auch Natürliche Familienplanung (NFP) genannt. Wenn man seinen Körper besser kennt, kann man mit verschiedenen Methoden genau sagen, wann die fruchtbaren Tage sind. An den Tagen muss man dann zusätzlich – also mit Kondom – verhüten. Aber nach jahrelanger Sicherheit, ohne über Verhütung und Eisprung nachzudenken, schien mir das viel zu risikoreich. Das ist doch verrückt. Oder vielleicht doch nicht? So gut kenne und vertraue ich aber meinem Körper noch nicht.

Mh also doch erst mal das Kondom?
Ich bin in einer festen Beziehung. Da schienen Kondome erst mal absurd. Aber im Grunde gab es für mich keine Alternative so direkt nach der Pille. Und ja, natürlich ist es ohne besser. Und ohne zu sehr in Details über mein Sexleben gehen zu wollen, kann ich sagen, dass es weit besser und unkomplizierter ist als ich es mir im Vorhinein vorgestellt hatte. Das sagt übrigens auch mein Freund. Und wenn ich mir 100% sicher bin, verhüte ich auch natürlich. Und das seit nun fast zwei Jahren. Eigentlich war das Kondom nur als Übergangslösung gedacht, um zu gucken was ich sonst mache. Jetzt muss ich aber sagen, für mich ist das die richtige Wahl zusammen mit der natürlichen Verhütung.
Und was ist jetzt das Fazit? Sex ist von der Natur dafür vorgesehen, Kinder zu zeugen. Wer das nicht will, muss verhüten. Und da haben alle Verhütungsmethoden ihre Vor- und Nachteile. Im Grunde muss das jedes Paar und jede Frau für sich selbst entscheiden.
Bitte beachtet, dass das ein persönlicher Erfahrungsbericht ist. Bei Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen wendet euch an einen Frauenarzt/eine Frauenärztin. Nur sie können euch individuell und kompetent beraten.