Unsere Erotikkolumne mit dem Welt Vegan Magazin

Fairsexability: Wie ich bewusst vögeln lernte

Der zeitgenössische Großstadtmensch nimmt sich wahnsinnig viel Zeit für alles. Wir schlendern stundenlang über Wochenmärkte, lassen uns von prallem Gemüse das Wasser im Mund zusammenlaufen, achten bei unserer Kleidung auf menschliche Herstellbedingungen und kochen mit so viel Liebe zum Detail, dass Schweißperlen zum einzigen Schmuck an unseren gestählten Körpern werden.
Wir sind fair. Wir sind sozial. Wir sind nachhaltig. Solange es um unsere Nahrung, unsere T-Shirts und unsere Fortbewegungsmittel geht. Doch was ist mit Sex? Wieso ist dieser immer noch so „dirty“, während wir immer „cleaner“ werden? Denn wenn wir ehrlich sind: Manch einer lutscht und leckt doch an allem, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Wer weiß denn heutzutage wirklich, wie viel Casein, tierisches Glycerin und unzählige Zusatzstoffe in all den Sexspielzeugen und Kondomen stecken, die wir uns in sämtliche Körperöffnungen stecken und stecken lassen? Ich wusste es bisher nicht.

Bisher sage ich, denn kürzlich lernte ich einen veganen Mann kennen, der mir zeigte, wie man beim Sex den Kopf ausschalten kann, ohne den Kopf auszuschalten. Man kann es Fairsex nennen. Oder Conscious Sex. Vielleicht auch Healthy Sex oder Vegan Sex. Jedenfalls war es geil und ich bin auf den Geschmack gekommen. Während ich diese Zeilen schreibe, liegt eine Studie des Ernährungsportals nu3 vor mir. Hier wurden insgesamt 1.080 Verbraucher der Ernährungsformen Vegan, Low Carb, Glutenfrei und Paläo zu ihrem Lebensstil und ihrem Sex befragt. Und siehe da: Dreiviertel (72%) der Veganer sind sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrem Sexualleben. Demnach haben sie den besten Sex.

Die Forscher führen das Ergebnis darauf zurück, dass Menschen, die dauerhaft eine bestimmte Ernährungsform befolgen, sich „wohler als je zuvor fühlen“. Auch als Nichtveganerin weiß ich, dass sich Sex mit einem klaren und glücklichen Kopf besser anfühlt. Was heißt anfühlt? Ich behaupte sogar, dass ich gar keinen Sex haben könnte, wenn mein Magen und mein Gewissen voller Junkfood und Massentierhaltung sind.

Glücklicherweise gibt es heutzutage unzählige Alternativen zu den bereits genannten unfair hergestellten Gleitgelen, Kondomen und Sextoys. Entgegen des verbreiteten Klischees handelt es sich dabei nicht um Gurken, Auberginen und Liebestrauben. Wer drauf steht, kann zum Beispiel seine Lederriemen durch Fahrradschläuche austauschen. Zudem eignen sich Spielzeug und Dildos aus Silikon, Holz und Keramik genauso gut zur gegenseitigen Befriedigung wie die weniger nachhaltige und vegane Konkurrenz. Ich weiß jetzt, wovon ich spreche.

Zu allem Überfluss entpuppte sich mein Vegan-Flirt als absolutes Einhorn unter den Männern. Denn nach einer wundervollen Nacht war er es, der sich gleich am nächsten Morgen meldete. So stand ich, betrunken von meinem ersten Conscious Sex, an der Gemüsetheke und dachte mir: Wenn es in der Liebe schon oftmals nicht fair zugeht, sollte man Fairness zumindest mit ins Bett nehmen. Es wird definitiv ein nachhaltiges Erlebnis.

Redaktion: Linda Rachel

Bild: Welt Vegan Magazin


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