Fair-reise in die Lieferkette unserer TamTampons

Du wurdest noch nie auf eine Fair-Reise eingeladen – und schon gar nicht von einer Packung Tampons? Verwirrtes Gebrabbel im Reisebus ist berechtigt! In den meisten Fällen ist ein solcher Ausflug in die Lieferkette eines Produkts nicht möglich. Unternehmen wissen in der Regel nicht, wo, wie und bei wem das eigene Produkt welche Herstellungsschritte durchläuft, bis es fertig im Regal landet. (Warum? Die Critically Asked Questions weiter unten wissen mehr als wir hier oben.) Auch wir kennen sie nicht bei allen unseren Produkten in der Tiefe. Aber bei unseren TamTampons ist die Lieferketten-Brille mittlerweile so klar geputzt, dass wir dich dazu einladen möchten, einen Blick hindurch zu werfen. Also nimm nochmal einen ordentlichen Schluck aus deinem Saftpäckchen – und los geht die Fair-Reise…

Was ist ein TamTampon überhaupt?

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Tamponlieferkette

Die Fair-Reise-Route

Diese Stationen durchlaufen unsere TamTampons

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CAQ (Critically Asked Questions)

für Fair-Reisende

Popeln macht ja in der Regel auch niemand anderes für einen – warum auch? Deshalb bohren wir mit Hilfe dieser CAQ selbstkritisch in unserer eigenen Nase nach, was genau es mit der Fairness und Lieferketten-Transparenz auf sich hat.

Woraus besteht eine Lieferkette?

Das Wort erinnert doch erstmal an eine Stahlkette mit massiven Gliedern (Glieder?…nicht lachen, bitte. Ernstes Thema) und einen mechanischen Prozess: starr, leblos, technisch. Auch andere Formulierungen wirken ziemlich abstrakt: Wenn über ,soziale Bedingungen‘ in der Lieferkette gesprochen wird, geht es um nichts anderes als reale Menschen, Gemeinden, Familien und Existenzen. Mit ,ökologischen Bedingungen‘ sind v.a. lebendige Tiere, Pflanzen, Pilze, Flüsse, Wälder und Böden gemeint. Transparenz in der Lieferkette sorgt also dafür, dass wir unserer Mitwelt näher kommen als zuvor. Aus abstrakten, technischen Größen werden reale Lebewesen und Lebensräume, zu denen wir in Beziehung stehen. Und diese Beziehung ist besonders wertvoll, weil wir durch sie viel realitätsnäher verstehen, wann unsere Produkte zum Wohl der Menschen, Tiere und Lebensräume beitragen und wann nicht.

Warum sind die meisten Lieferketten nicht transparent?

Die Antwort ist recht einfach: Es ist einfach. Es ist einfacher und billiger, halbfertige Zwischenprodukte beim Großhändler einzukaufen, statt den ganzen Herstellungsprozess zu begleiten. Es ist einfacher, keine Fragen zu stellen, nicht genau hinzuschauen und keine langfristigen, vertrauensvollen Beziehungen aufzubauen. Es ist billiger, Prozesses aufzuspalten und dorthin auszulagern, wo sie am günstigsten erledigt werden. Es ist einfacher, Verantwortung von sich zu weisen, wenn man den Blick nicht dorthin richtet, wo es z.B. zu prekären Arbeitsbedingungen kommt.
Wir haben insgesamt über 4 Jahre daran getüftelt, die Remei-Baumwolle für unseren TamTampon verwenden zu können und die Lieferkette damit so fair und transparent wie möglich zu machen. 5 Testläufe sind gescheitert und manchmal (ehrlicherweise ziemlich oft) wollten wir schon aufgeben, weil die Verwirklichung unmöglich schien..

Daran sieht man, warum viele die Lieferketten-Katze im Sack lassen – dann muss man sich nämlich auch nicht drum kümmern.

Warum geht die Lieferkette um die halbe Welt?

Von Tansania in die Türkei über Slowenien nach Deutschland. Da ist man doch versucht zu rufen: “TamTampon, du alte Umweltsau, Fernreisen sind out!” Wir haben festgestellt, so einfach ist es nicht. Die Herausforderung ist: Baumwolle kann in Deutschland nicht angebaut werden. Bisher ist uns noch kein Ersatz-Rohstoff über den Weg gelaufen, der regional verfügbar ist und die gleichen Ansprüche an Funktion, Qualität und Nachhaltigkeit erfüllt. In Puncto Bleichen und Tamponherstellung gilt Ähnliches. Für die Remei-Baumwolle aus Tansania (statt aus einem weniger fernen Land wie der Türkei oder Kirgistan) haben wir uns v.a. deswegen entschieden, weil sie weit über die ökologischen und besonders die sozialen Standards anderer Baumwolle hinausgeht, z.B. in Bezug auf faire Bedingungen für die Bäuerinnen und Bauern. Auch würde uns der (Fair-)Reise-Bus einer anderen Baumwolle wahrscheinlich an der nächsten Ecke gleich wieder rausschmeißen, weil die Route nicht weiter verfolgt werden könnte.

Auf unserer Reise müssen wir also immer wieder anhalten und zwischen den Eigenschaften des Rohstoffes, der Verfügbarkeit, der Länge der Transport-Routen und unseren weiteren Ansprüchen an soziale und ökologische Faktoren abwägen. So kommt es, dass für uns der längere Weg auch manchmal der nachhaltigere ist.

Was ist so fair an eurer Fair-Reise?

Bei unserer Arbeit an den Padsys, SlipFlips und TamTampons liegt unser Fairness-Fokus vor allem auf der Baumwolle. Der Grund dafür ist, dass es bei Rohstoffen aus dem globalen Süden besonders viel Nachholbedarf in Fragen sozialer und ökologischer Gerechtigkeit gibt. An der Baumwolle von Remei ist Folgendes besonders fair:

Vertrauen und Beziehungen auf Augenhöhe: Die Baumwolle für die TamTampons wird von Kleinbäuer*innen in Tansania angebaut, die selbstständig, ohne Abhängigkeit von Großunternehmen ihr eigenes Land bewirtschaften. Unser Baumwollpartner Remei pflegt mit den Bäuer*innen langfristige, vertrauensvolle Beziehungen und setzt sich für einen Dialog auf Augenhöhe ein.

Planbarkeit und Geteiltes Risiko: Remei gibt den Bäuerin’innen eine 5-jährige Abnahmegarantie für ihre Baumwolle. Dadurch können die Landwirt*innen langfristig planen und haben mehr wirtschaftliche Sicherheit.

Finanzielle Absicherung: Für die Baumwolle erhalten die Bäuerinnen und Bauern eine zusätzliche Bio-Prämie (durchschnittlich 15 % des durchschnittlichen lokalen Marktpreises der letzten 5 Jahre). Dadurch sind sie finanziell stärker abgesichert, auch wenn die Preise am Weltmarkt stark schwanken.

Mitbestimmung und Teilhabe: Die Bäuer*innen haben das Recht, über Bäuer*innenvertretungen die Bedingungen der Zusammenarbeit mitzubestimmen und werden von der von Remei mitgegründeten gemeinnützigen BioRe Stiftung dabei unterstützt, lokale Probleme (wie die Trinkwasserversorgung) gemeinsam zu lösen.

Habt ihr echt den kompletten Durchblick in euerer Lieferkette?

Wir kennen alle Stationen und stehen mit vielen von ihnen regelmäßig in persönlichem Kontakt. Der Lieferketten-Bereich von dem Saatgut bis zur Entkernung der Baumwolle ist definitiv einer der transparentesten – dem jahrzehntelangen Engagement unseres Traumwollpartners Remei sei Dank. Oft tummeln sich besonders am Anfang der Lieferkette die meisten Fragezeichen. In anderen Bereichen, wie z.B. bei der Herstellung der Folie für die TamTampon-Einzelverpackung, ist noch weitere Transparenz-Luft nach oben. Noch ein interessanter Side-Fact: Die gesamte Lieferkette wird u.a. mit Blick auf die Sozialstandards, Schadstoffbelastung von Mensch und Natur und den Ressourcenverbrauch durch den GOTS-Standard dokumentiert und kontrolliert.

Ist die Lieferkette eines Tampons nicht viel unkomplizierter als andere?

Good Point!* Die Lieferkette unserer Kondome und TamTampons kennen wir ziemlich gut – beide sind vergleichsweise simpel. Die SlipFlips und Padsys enthalten zwar dieselbe Baumwolle wie die TamTampons, bestehen aber insgesamt aus mehr Materialien und Arbeitsschritten. Das macht die Lieferkette komplexer. Wir kennen alle Bestandteile, uns fehlen teils aber noch tiefere Einblicke in die Prozesse dahinter. Produkte mit noch mehr Einzelteilen, wie z.B. Waschmaschinen, setzen auf die Komplexität der Lieferkette noch eins oben drauf. Aber kein Grund, den Kopf in das privilegierte Kissen der Bequemlichkeit sinken zu lassen… Irgendwo können wir als Unternehmen alle anfangen, uns Schritt für Schritt zu mehr sozialer und ökologischer Gerechtigkeit vorzuarbeiten. Diese Herangehensweise nennen wir “Fairstainability in Progress” – im nächsten Punkt mehr dazu.

* Wir sprechen gerne mit uns selbst. Ja, das tun wir, mein Schatz.

Darf ich in meinen Fair-Reise-Koffer auch Sachen packen, die unfair sind?

Unfair-packte Lutschpastillen sollten in keinem Reise-Koffer fehlen! Bei allem anderen ist unsere einhorny Devise: “Fairstainability in Progress”. Das heißt wir versuchen, unseren eigenen Fair-Reise-Koffer nicht von heute auf morgen in aller Perfektion zu packen. Das geht auch gar nicht (auch wenn wir es uns natürlich manchmal wünschen). Stattdessen gehen wir Schritt für Schritt vor. Wir machen Kompromisse, wo es im Moment nicht anders geht, feiern kleine Erfolge und versuchen uns immer wieder zu orientieren, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Oft kommt es z.B. vor, dass Rohstoffe nicht in dem Maße an sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zur Verfügung stehen, das wir uns wünschen. Oder wir können unseren fairstainable Traumrohstoff aufgrund der Grenzen des technisch Machbaren nicht in unserem Produkt verarbeiten. Düdümm. Dann muss eine andere Lösung her.
Vielleicht hilft diese Perspektive – letztlich kann und sollte die Ausgangsfrage aber niemand anderes für dich beantworten als du selbst (außer vielleicht noch das Padsy-Flügelorakel).