Aktuelles von meiner Fairstainability Reise

Wow crazy, wie die Zeit vergeht. Jetzt ist genau Halbzeit meines zwei monatigen Fairstainability – Aufenthalts in Malaysia. Ich hatte ein übergeordnetes Ziel: Plantage finden, die offen für unseren Ansatz ist und natürlich Fairstainability Check (ink. Ökologischer Analyse).

Vielleicht habt ihr es mitbekommen. Wir hatten bereits hatten bereits eine Partnerplantage und schon vieles entschieden. Hier wollten wir das Fallbeispiel für fairen und nachhaltigen Kautschukanbau etablieren. Im Juli sollten die Studenten dafür her kommen. So die Idee.

Ahhh wir rasen gerade mit ziemlich schneller Geschwindigkeit auf eine Wand zu

Dann Ende März die Email. Der Plantagenbesitzer möchte in den nächsten Monaten anfangen auf Palmöl umzusteigen. In ein bis zwei Jahren hätte er dann gar kein Kautschukbaum mehr auf der Plantage stehen. WTF. Premiumpreis, Minimumpreis oder auch ein Verkauf der Plantage waren für ihn keine Option. Das gehört eben auch zur Realität. Also alles wieder von Vorne.

Großer Mist, den Studenten hatten wir die Reise hierher ja schon zugesagt. Außerdem wollen wir auch endlich Fairstainability-Maßnahmen umsetzen.

Für mich gab es also eine große Priorität für meinen Aufenthalt in Malaysia: eine Plantage finden, die Lust auf unser Projekt hat. Die offen dafür ist und mit der wir zusammen arbeiten können. Offenheit und Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind so die Grundlagen für jedes Fairstainability-Projekt. Man muss die Partner und die Stakeholder, ihre Realität, Sorgen und Herausforderungen verstehen und zusammen gucken, wie man Dinge verändert. Sonst fängt man möglicherweise unpassende Maßnahmen an, und sobald man das Land wieder verlässt, ist alles für die Katz oder es hat alles keine oder nicht die erwünschte Wirkung.

Plantage_Kai Sik

Wie soll man das bitte machen?

Aber wie bitte findet man eine solche Plantage. Vor allem von Deutschland aus. Aber manchmal hat man eben Glück im Unglück.

Es hat geklappt: Kai Sik Plantage von Herrn Tan steht voll hinter unserer Idee. Wir haben sie letztendlich über das Malaysian Rubber Board gefunden, die Kautschukvereinigung Malaysias. Mit denen haben wir uns ja bereits ein paar Mal zu unseren Fairstainability Ambitionen getroffen. Sehr gut.

Die Plantage kannten wir auch schon. Hier wurde das Crwodfundingvideo gedreht.*

Fairstainability Fragen über Fragen

Nächster Schritt also: gucken wie die Plantage genau arbeitet. Also so eine Art Audit.

  • Was zahlt sie ihren Arbeitern, wie errechnet sich ihr Lohn, haben die Arbeiter Verträge, welche Art von Verträgen?
  • Woher kommen die Arbeiter, wie alt sind sie?
  • Wie viele Bäume stehen auf der Plantage? Wie ist die Tappingqualität? Wie viel Latexoutput hat die Plantage, schwankt der Output im Jahr/Monat/zwischen den Arbeitern? Woran liegt das?
  • Wann wird wie oft gedüngt, mit was wird gedüngt?
  • Gibt es Wasserläufe auf der Plantage?
  • Welche Herausforderungen hat der Plantagenbesitzer?

Und so weiter und so weiter.

Wir müssen ja erst mal alles verstehen, bevor wir ein System umstellen. Es hieß also viele lange Meetings und Emalrückfragen über Emailrückfragen.

Kautschukbaum Kai Sik

Über Kai Sik – unser Fairstainability Partner

Ich bin aber sehr zufrieden. 78 ha, nicht weit weg von Lee Latex. 16 Arbeiter, alles Malaysier (Malayen und Inder), Hälfte Männer, Hälfte Frauen. Durchschnittsalter 56. Alle feste Verträge. Lohn errechnet sich durch Mindestlohn + Premium wenn sie mehr tappen (- Sozialabgaben). Tapper haben nie ein Tappingtraining erhalten, Tappingqualität ist daher sehr unterschiedlich. Eine Herausforderung des Plantagenbesitzers ist die Trockenheit (durch El Nino). Latexmilch besteht zum Großteil aus Wasser. Der Output ist daher sehr gering. Außerdem schwankt der Output der Plantage stark. Mr. Tan weiß nicht, woran das liegen könnte.

Next Fairstainability steps:

Der Mindestlohn ist ok, aber nicht viel. Hier will ich ansetzen. Schwierigkeit liegt darin, dass wir keine direkte Geschäftsbeziehung zu der Plantage haben (dazwischen sind ja noch der Latexaufbereiter Lee Latex und unser Kondomproduzent Richter Rubber Technologies). Wem geben wir also einen Aufpreis? Wie stellt man sicher, dass die Prämie auch wirklich bei den Arbeitern ankommt? Ich denke über einen Fond nach, wo wir monatlich einzahlen. Entweder basierend auf dem Output der Plantage (das könnte man mit der gelieferten Menge an Lee Latex gegenchecken) oder basierend auf einhorns Nachfrage  – wie viel Latex also tatsächlich für einhorn Kondome verbraucht wird. Die Zahl ist momentan noch viel kleiner als der Output von Kai Sik Plantation.

Dieser Fond könnte dann ebenfalls monatlich ausgezahlt werden, die Hälfte direkt an alle Tapper, je nachdem wie viel sie gearbeitet haben und die andere Hälfte in Projekte, wo die Arbeiter selbst entscheiden, in was investiert werden soll. Das ist so die erste Idee.

Und was machen dann die Studenten?

Und ja dann kommen ja immer noch die vier ASAStudenten: Xiaomin, Jonas, Veronika und Linda auf Fairstainability Mission nach Malaysia. Da ich im Bereich ökologischer Agrarwirstchaft noch ein echtes Küken bin, werden sie vor allem hier das Projekt voran treiben. Das wird dann auch alles von der Universität Hohenheim geleitet.

Konkret werden sie Bodenproben nehmen, gucken, welche heimischen Baumarten sich für ein Mischsystem auf der Plantage eignen und vielleicht auf einer frei liegenden Fläche bei Richter Rubber und an den Wasserläufen auf der Plantage erste Bäume pflanzen. Aber das erfahrt ihr alles noch.

Ihr habt Anmerkungen? Kritik? Verbesserungsvoschläge? Meldet euch.

*Sie kam anfangs nicht in Betracht, weil ihr täglicher Output zu gering ist, um den Bedarf von Klaus’ Kondomfabrik Richter Rubber zu decken. Unseren Bedarf deckt sie aber bei weitem. Und lieber eine kleine Plantage, die offen ist und Bock auf das Projekt hat, als alles andere. Jetzt müssen wir halt ein bisschen mehr umstellen, damit dann auch der Latex von Kai Sik in den einhörnern landet. Alles umzustellen, wäre nur der einfachere Weg gewesen.

 

 


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