Tierfreundliche Kondome?

Seit knapp einem Monat bin ich bei einhorn, zuständig für alles rund um Fairstainability. In meinem Leben vor einhorn habe ich vorwiegend zu Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen in Lieferketten gearbeitet. Fairstainability heißt ja aber auch, Tiere gut zu behandeln. Nun gut, aber was heißt das bei Kondomen? Dass unsere Kondome vegan sind, wissen wir schon. Dann kam die Frage auf, ob auch der Tropfen Gleitgel auf den Kondomen vegan ist? Das soll ich nun also als totale Bio-Null herausfinden. Aber auch da können wir Entwarnung geben, der ist ebenfalls vegan. Kurz hatten wir schon Schiss.

Tierfreundliche Kondome – geht das?

Dann kam aber die weitaus schwierigere Frage auf: Wurden unsere Kondome jemals an Tieren getestet? einhorn Kondome werden bei Richter Rubber in Malaysia gefertigt. Seit Richter Rubber für einhorn produziert, wurden sicher keine Tests an Tieren durchgeführt. Richter Rubber macht aber schon seit Jahrzehnten Kondome und hat daher schon alle Auflagen und alle dazu gehörigen Test erfüllt. Heißt das also, dass die Vorfahren des einhorn Kondoms irgendwann an Tieren getestet wurden? Und was würde passieren, wenn wir die Formel des Kondoms verändern würden? Welche Tests müssen wir dann machen und was muss man nachweisen? Ich google (googel?) also: „Animal testing requirement condoms“. Und finde nichts, zumindest nichts brauchbares. Ich lerne immerhin, dass Kondome Medizinprodukte der Risikoklasse 2 b sind. Es gelten also die Vorschriften für Medizinprodukte. Risikoklasse 2b ist relativ hoch. Na gut, hat ja auch mit Schleimhäuten zu tun. Außerdem gibt es die ISO Norm 4074 für Kondome. Da ich keine Lust habe, 66 Seiten schwerverständliche Rechtspassagen zu lesen, durchsuche ich den Text nach „animal“. Finde wieder nichts. Ich bin mir aber sicher, dass hier was stehen muss. Ich lese mich also doch ein. Der Absatz zu Biokompatibilität kommt mir verdächtig vor:

For any new product or following a significant change to the formulation or manufacturing process, biocompatibility assessments shall be conducted in accordance with ISO 10993-1. Evaluation for cytotoxicity according to ISO 10993-5, irritation according to ISO 10993-10 and sensitization (delayed contact hypersensitivity) according to ISO 10993-10 shall be conducted.

Biokompatibilität heißt das also!? Wirklich? Ich finde heraus, dass Cytotoxicity-Tests in-Vitro (also in der Petrischale) gemacht werden können. Aber heißt in Vitro auch, dass das keine Tiertests sind? Zu Irritation und Sensitization Test finde ich nichts weiter. Ich fange an bei den zuständigen Behörden (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin) nachzuforschen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales ist immerhin zuständig den Markteintritt von Medizinprodukten zu genehmigen. Und ich hatte Recht, diese Biokompatibilität kann man mit Tiertests nachweisen. Aber muss man das auch? Nein. Allerdings handelt es sich bei der Norm um eine harmonisierte Norm, sprich bisherige Testverfahren zu Cytotoxicity, Irritation und Sensitization wurden bereits genehmigt. Wenn man hier ein „pass“ bekommt, hat das Kondom die Voraussetzung für den deutschen Markt erfüllt. Ob bisherige Testverfahren immer Tiertests heißen, konnte mir leider nicht gesagt werden. Und egal wie, wenn man alternative Testverfahren heranzieht, muss man als Hersteller beweisen, dass diese Tests genau das gleiche nachweisen können. Ist ja auch logisch. Aber wie macht man das? Ob es bereits Alternativen gibt, konnte mir bisher leider auch nicht beantwortet werden. Ich bin also in Kontakt mit SGS, das ist das Prüfunternehmen, das im Jahr 2007 geprüft hat, dass alle ISO Normen erfüllt sind. Außerdem bin ich in Kontakt mit PETA. Die wissen hoffentlich, was diese Tests konkret bedeuten und auch, ob es Alternativen gibt. Wir haben von Richter Rubber die Zusicherung, dass er keine Tests durchführen lassen wird, bis wir hier mehr wissen. Und da endet diese Geschichte jetzt erst mal. Ich sag mal „to be continued“. Es sind noch viele Fragen offen. Wenn ihr hier also mehr versteht als wir, dann schreibt uns. #Make Magic Happen kann so einfach sein.


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