Fairstainability-Mission trägt erste Früchte

Über Ostern war es soweit: die Plantagenarbeiter erhielten einen ersten Prämienaufschlag. Yeah. Wir freuen uns so sehr, dass unsere Fairstainability-Mission erste Früchte trägt.

Wir wollten schon lange den Arbeitern mehr zahlen. Schön ausgedacht, hier im Berliner Büro. Die Umsetzung war dann ein bisschen schwieriger. Wir konnten ja nicht einfach einen Aufpreis beim Kondomeinkauf für Fairtrade/Bio-Kondome zahlen. Oder den Preis beim Einkauf um 10% erhöhen und hoffen, dass diese 10% über die Lieferkette (Latexaufbereiter und Kondomproduktion) weitergegeben werden und am Ende die Arbeiter auf der Plantage erreichen. Wir mussten/wollten es selbst machen und Prozesse über die Lieferkette hinweg aufbauen.

Und was brauchen wir dafür?

Genau, einen coolen Partner. Den haben wir in Mr Tan gefunden. Mr. Tan ist Plantagenbesitzer von Kai Sik Plantage, Arbeitgeber für 16 Arbeiter mit festen Verträgen. Er zahlt den Mindestlohn und eine Prämie ab einer 10kg Zielmenge. Das hat uns schon mal gefreut. Der Mindestlohn ist leider nicht immer Standard in der Agrarwirtschaft in Malaysia.

Leider war die Kai Sik Plantage im letzten Jahr  10 von 12 Monaten nicht profitabel. Der Kautschukpreis war einfach zu niedrig (Kautschukpreis hängt stark vom Rohöl-Preis ab). Wir konnten ihn  nicht überzeugen seinen Arbeitern noch über den Mindestlohn hinaus zu zahlen. Er hatte sich trotz Verlustgeschäft dazu entschieden, keine Leute zu feuern.

Wie konnten wir nun die Löhne erhöhen? Hier aus Deutschland?

Richtig, wir gingen erstmal hin: das System verstehen lernen. Linda interviewte drei Monate lang alle Arbeiter. Wofür geben sie ihr Geld aus? Verstehen sie das Entlohnungssystem?  Haben sie die Motivation die Prämie ab 10 kg zu erreichen? Wir schlugen Mr. Tan vor, ab dem ersten Kilo getapptem Latex mehr zu zahlen. Und wir würden die Kosten dafür übernehmen.

Er hatte Bedenken. Die Arbeiter haben alle noch andere Einkommen  (z.B. Kühe hüten). Vielleicht waren sie zufrieden mit dem Lohn und würden dann weniger arbeiten? Wir haben die Bedenken ernst genommen. Schließlich ist es nicht unsere Plantage und wir können nicht einfach mal experimentieren. Vor allem wenn man bedenkt, dass Mr. Tan ein Verlustgeschäft machte.

Ein neuer Vorschlag…

Nachdem wir die Output-Menge jedes einzelnen Arbeiters pro Tag für 2016 analysiert haben, sind wir wieder nach Malaysia gefahren. Ein neuer Vorschlag: Ein Prämiensystem, das sich nach einer Zielmenge richtet, die im Bereich des Machbaren liegt. Die bisherigen 10 kg war die Empfehlung des Malaysian Rubber Board (also dem Malayischen Kautschukverbands). Sie hatte leider nichts mit der Realität zu tun. Die Arbeiter konnten die Prämie nur selten erfüllen. Die Bäume sind einfach schon zu alt

und das Wetter in Malaysia war im vergangenen Jahr  zu trocken für eine hohe Produktivität der Bäume. 10 kg könnten nur unter idealtypische Bedingung erfüllt werden. Die 10 kg-Zielmarke war unabhängig von der Jahreszeit für das ganze Jahr gleich. Ziemlich krass, wenn man bedenkt, dass die durchschnittlich getappte Menge im Januar doppelt so hoch ist, wie im Mai.

Zurück in Malaysia

Da saßen wir nun, in dem kleinen Büro von Mr. Tan. Es war heiß. Wir waren aufgeregt. Schließlich hatten wir so lange auf diesen Moment hingearbeitet. Wir schlugen ein Prämiensystem vor, das zwei Zielmengen hat. 3 kg in den trockenen Monaten und 5 kg im Rest des Jahres. Im Schnitt sind das ca. 15% Lohn pro Arbeiter mehr. Wir zahlen allen Arbeitern den Aufschlag, obwohl wir für die einhorn Latexmenge „nur“ 5,1 Arbeiter „fair“ bezahlen müssten.

Als wir ihm das vorschlugen, konnte er uns nicht ganz glauben, dass wir das zahlen wollten. Er meinte „Elisa, Linda, I am worried, it should be my job to do this. Are you sure about this? You are a start-up. Sure you want to spend that amount of money every month?“ Wir bestätigten mehrmals, dass das Teil unserer Mission ist und dass unsere Kunden das auch von uns erwarten. Etwas ungläubig, warum sich deutsche Kunden für Löhne in anderen Teilen der Welt interessierten, unterschrieb er. Einen Einwand hatte er noch: die anderen Plantagenbesitzer rund herum würden sich vermutlich jetzt bei ihm beschweren. Er würde den schwarzen Peter dann einfach auf einhorn schieben.

Es ist soweit

Bunga

Tag drauf war es dann endlich so weit, wir (Mr. Tan und Linda um genauer zu sein) erzählten es den Arbeitern. Auch sie guckten ungläubig. Als sie es sich untereinander noch mal erklärten und fragten, ob sie es richtig verstanden hatten, machte sich nach und nach Grinsen breit.

Und das Beste an der Geschichte: Seit dem wir das vor einem Monat verkündet haben, ist tatsächlich auch die Produktivität gestiegen. Also alle happy: Mr. Tan,

die Arbeiter und wir =)

 

Für die, die sich wundern, wie wir denn kontrollieren wollen, dass die Arbeiter tatsächlich das Geld bekommen: Linda ist ja Homie mit allen Plantagenarbeitern. Eine Whatsapp Nachricht genügt.

 


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