Die 4 Phasen im Zyklus und wie ihr sie nutzen könnt

Uterus mit Umhang Illustration Illustrationen von Sandra Bayer

Wir zeigen euch, wie ihr sie nutzen könnt!

Wisst ihr eigentlich, welches Potenzial im Menstruationszyklus steckt? Das, was unser Körper da jeden Monat vollbringt, hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie wir drauf sind – körperlich und geistig. Und diese körperlichen und geistigen Veränderungen können wir für uns nutzen, sowohl beruflich, als auch privat.

Wie das am besten geht, teilte Anna Buzzoni auf unterhaltsame und verständliche Weise an einem Samstagvormittag in Neukölln auf einem Workshop.

Dieser Artikel behandelt nur einen Ausschnitt dessen, was ich an dem Vormittag gelernt habe und soll als kleine Anleitung dafür dienen, wie wir den Zyklus zu unserem Komplizen machen können.

Ich hatte ursprünglich nicht damit gerechnet, dass ich in diesen drei Stunden viel Neues lernen würde – doch ich wurde eine besseren belehrt. Anna gelingt es nicht nur, die Ergebnisse ihrer wissenschaftlich basierten Forschung anschaulich zu präsentieren, sondern sie schafft es auch, dass die Teilnehmer*innen empowered und glücklich nach Hause gehen und sich auf jede Phase ihres Zyklus freuen.

 

Wie war das nochmal mit dem Zyklus?

Es soll hier nicht um die Basics des Menstruationszyklus gehen, aber der Vollständigkeit halber ist hier noch mal eine Grafik, in der die biologischen Vorgänge zu sehen sind. Das Ganze gilt natürlich alles nur bei einem „natürlichen Zyklus“ ohne Pille und co.

Zyklen kommen überall in der Natur vor

Anna hat verschiedene physiologische und naturwissenschaftliche Zyklen untersucht ausgewertet und siehe da: der Menstruationszyklus ist nicht der einzige Zyklen mit vier Phasen. Denkt doch zum Beispiel mal an die Energielevel des Biorhythmus (Nachts, Morgen/Vormittag, Mittag/Nachmittag, Abend), an den Mond oder auch an unsere vier Jahreszeiten. Auch hier haben wir vier unterschiedliche Phasen. Und wie die Phasen des Menstruationszyklus hat zum Beispiel auch jede Jahreszeit ihre eigene Schönheit, ebenso wie ihre Herausforderungen.

Laut Anna Buzzoni ist der Winter dabei mit der Menstruation gleich zu setzen, der Frühling ist die follikuläre Phase, der Sommer der Eisprung und der Herbst die luteale Phase. Und genau wie bei den Jahreszeiten, ist es beim Menstruationszyklus: Im Sommer möchte man ans Meer und schwimmen und draußen sein, aber im Winter möchte man eingekuschelt vorm Kamin sitzen und lesen. Beides ist schön – wir würden aber trotzdem niemals darauf kommen, im Winter an die Ostsee zu fahren und Eis zu essen oder aber im Sommer nur drinnen vorm Kamin zu hocken, während draußen die Sonne lacht.

 

Die Phasen feiern wie sie kommen

 

Genau wie mit den Jahreszeiten, sollten wir mit unserem Zyklus umgehen. Wenn wir gerade unsere Periode haben, fühlen wir uns besser, wenn wir uns Zeit für uns nehmen (Stichwort: me-time) und reflektieren. Zeitgleich haben wir zu dieser Zeit die besten visionären Ideen, aber nicht unbedingt die beste Zeit, um einen Vortrag zu halten. Während unseres Eisprungs hingegen haben wir oft Lust auf Gesellschaft und glänzen in Verhandlungen. Ja, das alles wird durch unseren Zyklus beeinflusst!

Mit Hilfe dieser kleinen Anleitung werdet ihr eure Hormonschwankungen noch einmal ganz anders sehen und euch auf jede einzelne Phase eures Zyklus freuen.

 

Phase 1: Menstruation

Wie sollte es anders sein: wir beginnen mit der Menstruation, unserer Lieblingsphase 😉

Die erste Phase ist die Zeit im Monat, in der wir uns erholen sollen, wie der Schlaf in der Nacht – stellt euch vor, wir würden nicht schlafen! Im Schlaf passieren wichtige Regenerationsprozesse im Körper und er ist wichtig für unsere körperliche und geistige Gesundheit. Genau das Gleiche gilt für die Menstruation. Genießt die reinigende und heilende Zeit, nehmt die Periode als eine Art Reset-Knopf an. Die Menstruation ist ein toller Ausgangspunkt, um sich inspirieren zu lassen, außerdem hilft sie euch dabei, zu reflektieren und ist damit ideal um Tagebuch zu schreiben oder zu lesen. Hört auf eure Emotionen und Eingebungen und lasst das Rationale erstmal links liegen. Körperlich tun euch zu dieser Zeit besonders Spazierengehen oder entspannte Yoga-Sessions gut. Außerdem: Stresst euch nicht mit engen Klamotten, Make-up und co – lasst los, entspannt euch und erholt euch.

In der heutigen Gesellschaft ist es manchmal schwer, sich genau diese Zeit zu nehmen, aber wenn ihr wisst, welche reflektierenden und visionären Stärken ihr besonders während der Periode habt, dann könnt ihr das auch beruflich für euch nutzen, zum Beispiel wenn du dir neue Visionen und Ziele setzen wollt oder darüber reflektieren möchtet, wie die vergangenen Projekte gelaufen sind. Aber nicht zu rational werden, lasst zu dieser Zeit ruhig mal die rechte, kreative Gehirnhälfte arbeiten.

 

Phase 2: Follikuläre Phase

Während der follikulären Phase wächst das Follikel, die Gebärmutterschleimhaut baut sich langsam wieder auf und der Östrogenspiegel steigt. FRÜHLING! Wachstumsphase also!

Ihr habt während dieser Phase viel Energie, reinere Haut und seid wahrscheinlich selbstbewusster als gewöhnlich. Ihr könnt rationale Entscheidungen treffen und neue Projekte mit Elan angehen. Es fällt euch nicht schwer, euch zu motivieren und euch zu fokussieren. Es ist jetzt die Zeit im Monat, in der ihr wieder soziale Kontakte reaktiviert oder neue knüpft und in der ihr nach neuen Informationen Ausschau halten solltet. Gleichzeitig sollte in dieser Phase der Spaß nicht zu kurz kommen und wenn ihr Lust habt, die überschüssige Energie beim Sport loszuwerden – go for it!

 

Phase 3: Eisprung

Die follikuläre Phase wird gefolgt von Eisprung – der Zenit! Deine Testosteron-, Dopamin- und Serotoninwerte sind auf dem Höhepunkt, genauso wie der Östrogenspiegel, der kurz nach dem Eisprung wieder absinkt. Während des Eisprungs seid ihr risikobereiter, strahlt und habt Lust auf Sex! Klar – jetzt könnt ihr schwanger werden. Die meisten von uns freuen sich schon immer auf ihren Eisprung, weil sie sich dann um diese Zeit am wohlsten in ihrem Körper fühlen. Und nicht nur ihr seht das, sondern auch alle anderen – um den Eisprung herum bekommt ihr wahrscheinlich das, was du willst. Diese Zeit ist perfekt für Gehaltsgespräche, Job-Interviews oder für Vorträge. Wir können unsere Ideen und Vorschläge überzeugender rüberbringen als sonst und problemorientiert arbeiten. Aber auch körperlich bist du auf dem Höhepunkt: jetzt ist die perfekte Zeit für Sex, Spaß und Sport.

 

Phase 4: Lutealephase

Der Eisprung ist passé und die Gelbkörper (luteus=gelb) in den Eierstöcken produzieren jetzt massig Progesteron, nämlich 300x so viel wie Östrogen, das auch zeitgleich produziert wird.Progesteron sorgt dafür, dass die Schleimhaut noch stärker aufgebaut wird,  für den Fall, dass sich ein Follikel einnisten möchte. Es sorgt auch dafür, dass sich unsere Körpertemperatur um 0,4-0,6 Grad erhöht. Das wiederum erhöht die Stoffwechselgeschwindigkeit und führt daher auch zu mehr Appetit. Gleichzeitig bringt es uns aber auch zur Ruhe, es wird sogar das Beruhigungshormon genannt. Wie vorm Schlafengehen ist diese 4. Phase gut, um ein bisschen runterzufahren.

Nachgewiesenermaßen hilft Progesteron, schneller einzuschlafen, wir haben einen besseren Tiefschlaf und schlafen länger. Mit unserer Leistungsgesellschaft lässt sich das nicht immer gut vereinbaren.

Übrigens – diese Phase ist perfekt, um Gewohnheiten aufzugeben … Rauchen, Alkohol, was-auch-immer jetzt ist es am leichtesten, damit aufzuhören.

Routinearbeiten gehören in diese Phase – Aufräumen oder Ausmisten oder aber auch eher “eintönige” Tätigkeiten wie Buchhaltung und Co…

Während der lutealen Phase (die im Übrigen die längste ist), kannst du außerdem super Projekte zu Ende bringen.

Im Laufe dieser Phase (der längsten) schaust du vielleicht öfter mal in dich und andere hinein, bist emphatischer und kannst aber gleichzeitig deinen Emotionen gut in kreativen Unternehmungen wie singen, tanzen, malen freien Lauf lassen. Auch meditieren funktioniert jetzt besonders gut.

Die luteale Phase ist unsere beste, aber auch sehr ehrliche Freundin –  in dieser Phase setzen sich Mechanismen in Gang, die bereits bestehende Probleme aufdecken. Physisch und psychisch. Dafür sollten wir dankbar sein, denn nur so können wir sie in Angriff nehmen.

 

Luteale Phase = PMS?

 

Einige haben in dieser Phase richtig zu kämpfen und leiden in dieser Phase unter PMS, dem Prämenstruellen Syndrom. Das heißt: Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Heißhunger, Gewichtszunahme und bis zu 150 (!) andere Symptome.

Aber die luteale Phase mit PMS gleichzusetzen wäre falsch. PMS ist tatsächlich ein sehr vage definiertes Krankheitsbild, der TEDx-Talk von Dr. Robyn Stein de Luca bringt da ein wenig Licht (und Hoffnung) ins Dunkel.

 

Tipps für die luteale Phase

 

Trotzdem haben wir euch sicherheitshalber mal die wichtigsten Helferlein gegen typische, mit PMS assoziierte Symptome zusammengestellt:

Laut wissenschaftlicher Erkenntnisse hat die Ernährung hat einen großen Einfluss auf Ausprägung von PMS: Leichte, vitamin- und mineralstoffreiche Kost (mit gesunden Fetten) ist jetzt angesagt. Alkohol, Milchprodukte und Koffein tun uns zu dieser Zeit gar nicht gut – also Ciao Koffein, Milch, Ciao Weinchen (Menschen, die regelmäßig Alkohol und Milchprodukte zu sich nehmen haben übrigens ein stärkeres Risiko für PMS).

Ebenso solltet ihr von Zucker & Weißmehl die Finger lassen. Die sorgen dafür, dass der Blutzucker Achterbahn fährt und sorgen so für Heißhunger und schlechte Laune.

 

Greift lieber zu Bitterschokolade, Cashew, Sonnenblumen- und Kürbiskerne und Bananen.

Das enthaltene Magnesium sorgt jetzt dafür, dass die Übertragung von Nervensignalen klappt, das hebt die Stimmung.

 

In dieser Phase sollten wir uns nicht stressen – versucht lieber, jeden Tag ein paar kleine Entspannungsmomente einzubauen – wie wäre es mit einem kleinen Wellnesstag, Spaziergängen oder aber auch leichtem Ausdauersport. Laufen, Schwimmen und Fahrradfahren sorgen für Endorphinausschüttung und die verbessern die psychische Stabilität sowie das körperliche Wohlbefinden.

 

Versteht den Zyklus als Geschenk der Vielfalt

 

Ihr seht also: Jede Phase des Zyklus ist anders und erst die Gesamtheit macht ihn zu der Superpower, die er ist. Die Vielfalt unserer eigenen Persönlichkeit mit ihren jeweiligen Stärken und Emotionen wird erst im Laufe des Zyklus komplett erfahrbar.  Unser Vorschlag von uns ist: Lernt euren Zyklus kennen, lernt mit ihm zu planen und akzeptiert euren Körper in den jeweiligen Phasen. Tut das, was sich gut anfühlt!

 

 

 

www.annabuzzoni.com

Illustrationen von Sandra Bayer


5 replies on “Die 4 Phasen im Zyklus und wie ihr sie nutzen könnt

  • Sophia

    Sehr schön geschrieben und vor allem ist der Text sehr verständlich formuliert! Ich bin großer Fan der Einhorn-Produkte und bin wirklich happy, endlich eine gute, knappe Zusammenfassung gefunden zu haben! Danke für die tolle Arbeit 🙂

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  • Sophia von Freeden

    Liebes Team.
    Ich habe hier schon mal ein Kommentar verfasst, leider wurde dieser aber gelöscht. Also schreibe ich noch einen, weil ich diesen Text höchst fraglich finde! Die Formulierungen sind Absolut und lassen keinen Raum für anderes zu. An jeden Zyklus Tag ist alles Möglich!!! Jeder Zyklus ist anders und kann anders erlebt werden. “Genießt die reinigende und heilende Zeit” der Periode schreibt ihr. Warum reinigen? Die Gebärmutter stößt das beste Gewebe ab was sie hat. Das, woraus ein Mensch entstehen könnte. Das ist nicht dreckig. Die Gebärmutterschleimhaut erneuert sich einfach nur! “Ihr könnt rationale Entscheidungen treffen und neue Projekte mit Elan angehen.” im Frühling, sonst nicht oder wie? Bin ich sonst nicht rational? Schriebt das doch bitte nicht so, als ist das genau immer so, oder nur so, sondern lasst auch noch andere Möglichkeiten zu. Der Zyklus gibt Tendenzen vor, aber niemals alles. Ihr Reduziert hier Frauen auf ihre natürliche Hormonschwankungen, das ist nicht Empowert sondern genau das Gegenteil! Wir sind mehr als unser Zyklus! Frau kann sich auch während der Periode selbstbewusst fühlen und Lust auf Sex haben und vor allem- Frauen können in jeder Phase Rational sein! Es ist gut, die Tendenzen zu kennen, aber genauso wichtig ist es auch zu kommunizieren, das wir komplexe Wesen sind, die nicht nur Zyklus gesteuert durchs Leben gehen.

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    • Elena

      Liebe Sophia,
      vielen Dank für dein Feedback! Es tut uns sehr leid, dass wir den ersten Kommentar übersehen haben – umso besser, dass du uns noch mal geschrieben hast! In keinster Weise wollten wir in dem Artikel Menstruierende auf ihren Zyklus reduzieren, oder bestimmte Fähigkeiten ausschließlich an eine bestimmte Zyklusphase binden oder gar die Periode als dreckig bezeichnen. Vielmehr soll der Artikel aufzeigen, auf welche Aspekte man zu welcher Zeit seines Zyklus den Fokus legen kann – wenn man Lust darauf hat und es sich gut anfühlt, was in dem Artikel auch mehrfach betont wird. Dein Kommentar zeigt uns aber, dass das scheinbar nicht deutlich genug gewesen ist. Wir werden den Artikel entsprechend bearbeiten, um Missverständnisse zukünftig zu vermeiden. Vielen Dank!
      Liebe Grüße, Elena

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  • Metty

    Da gehen mir gleich mehrere Lichter auf! 💡🤩
    Ich finde euren Artikel sehr einleuchtend und anschaulich dargestellt. 👏🏽🥳

    Wenn man Infos zusammengefasst & vereinfacht auflistet, (weil es sonst unverständlich wäre) ergeben sich pauschale Stereotypen – das lässt sich gar nicht vermeiden. Dass trotzdem jeder Mensch individuell ist und wir eigenverantwortlich nur das rausziehen, was uns hilft, sollte mittlerweile selbstverständlich sein.

    Ich danke euch für die Mühe, unser aller „Leid“ aufzudröseln und in Freude bzw Superkräfte umzuwandeln!

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  • Lou

    Vielen Dank für den Artikel! Ich habe meinen letzten Zyklus, v.a. Stimmung/Konzentration/Energie mit Temperatur getrackt und dann verglichen. Witzigerweise war meine Lutealphase die mit der besten Konzentration/Stimmung/Energie und meine Follikuläre Phase die schlimmste – schlimmer als die Menstruation. Das hat mich etwas überrascht, aber eigtl. ist es auch logisch – man verliert während der Menstruation super viel Eisen und Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung und schlechte Stimmung sind eben Symptome eines Eisenmangels. Aber keine Ahnung, wie das dann mit eurer Beschreibung der Follikulären Phase zusammenpasst 😀

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