Periods around the world: Nepal

Ruby Raut ist in Nepal aufgewachsen. Wie viele andere Mädchen wurde sie bei ihrer Periode für einige Tage weggeschickt und unter erniedrigenden Bedingungen ausgegrenzt. „Chhaupadi“ nennt sich diese alte Tradition, bei der menstruierenden Frauen in Teilen des Landes sogar in separate Hütten oder Viehställe gesperrt werden, weil sie als „unantastbar“ („nachune“) gelten. Allein von ihrer Berührung, so glaubt man, ginge Unheil aus.

 

Ruby: “Luckily I grew up in eastern Nepal. So, I was only sent to my aunt’s house. For seven days was not allowed to go outside, I was not allowed to play, I was not allowed to see men, I had my own bowl and cup that I was given and I would only eat from that. The food was always passed through the floor. Very humiliating, very sad. Now that I think about it, it can scar any girl’s life.”

(“Glücklicherweise bin ich im Osten des Landes groß geworden und wurde nur zu meiner Tante geschickt. Sieben Tage lang durfte ich nicht rausgehen, nicht spielen und keine Männer sehen. Zum Essen bekam ich mein eigenes Geschirr und das Essen wurde mir auf dem Boden hingeschoben. Das war wirklich entwürdigend und traurig. Wenn ich jetzt daran zurückdenke: So etwas kann jedes Mädchen nachhaltig schädigen.“)

 

Noch heute werden viele Nepalesinnen während der Menstruation (und übrigens auch direkt nachdem sie ein Kind geboren haben) weggeschickt, weil sie als „unantastbar“ gelten und erleiden deshalb physische oder psychische Probleme. Besonders dort, wo Mädchen tagelang in Viehställen verbannt werden, ist die Situation extrem: Kälte, Schmutz und Ungeziefer machen sie krank, sie laufen Gefahr, von wilden Tieren angefallen oder vergewaltigt zu werden. Mehrere Frauen und Mädchen sind im Rahmen von „Chhaupadi“ in den letzten Jahren ums Leben gekommen. Erst im Januar 2018 erstickte eine 21jährige in einer Hütte, weil sie sich in der Isolation ein Feuer machen wollte. Und das obwohl diese Tradition als Verstoß gegen Artikel eins der Menschenrechte, die Würde der Menschen seit 2005 offiziell verboten und neuerdings auch mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe verbunden ist.

Ruby: “It is still very deep rooted in the culture. We have been taught from our grandparents through our mother to say “oh it is that time of the month you should stay away from the kitchen”. I hope that the next generation like ours will overcome this issue.”

(„Diese Tradition hat immer noch einen festen Teil in unserer Kultur. Wir haben es durch unsere Mutter von unseren Großeltern gelernt zu sagen „Oh, zu dieser Zeit im Monat solltest du besser von der Küche fernbleiben. Ich hoffe, dass wir diesen Umstand als nächste Generation überwinden.“)

Mit ihren Nichten feiert Ruby deshalb eine andere Tradition, um einen neuen Lebensabschnitt einzuleiten und junge Frauen nicht zu erniedrigen, sondern sie zu stärken: Gunyu Choli feiert die Weiblichkeit und das Frausein – und schafft einen deutlich positiveren Umgang mit der Menstruation.

 

“This Is such an irony. In a country where there is the Chhaupadi there is also a celebration for womanhood. Just before you have your period you are given a set of clothes and beautiful amazing things buy your elders to say welcome to womanhood. I think this is what every country should do. Periods are the reason why we exist so we just definitely celebrate it.”

(Ziemlich ironisch, dass es in einem Land mit Chhaupadi auch ein Feier für die Weiblichkeit gibt. Kurz vor Eintritt der Periode bekommt man Klamotten oder andere schöne Dinge von den älteren Familienmitgliedern. Ich denke, das sollte überall so sein. Die Periode ist der Grund, weshalb wir alle existieren – wir sollten sie feiern.“

 

Ruby, die mittlerweile in London lebt, will die Menstruation revolutionieren. Einerseits dadurch, dass sie das Tabu verbal bekämpft und das spricht, was ihr widerfahren ist– andererseits indem die Umweltaktivistin eine Alternative zu herkömmlichen Wegwerf-Monatsprodukten entwickelt hat. Die wiederverwendbare Periodenunterwäsche nennt sich WUKA, was für „wake up kick ass“ steht.

Ruby: I always wanted to give a positive note to periods. Often it is associated with pain and taboo and horrible things and I wanted period underwear to be a positive thing so that it why I called it Wake Up Kick Ass period pants to also wake up and kick ass taboos.

(Ruby: “Immer schon wollte ich der Periode einen positiven Charakter verleihen. Viel zu oft wird sie mit einem Tabu oder negativen Assoziationen verbunden und ich wollte, dass Periodenunterwäsche für uns etwas Positives ist. Deshalb habe ich sie auch „Wake Up Kick Ass“, damit man immer beim Aufstehen schon das Tabu in den Arsch tritt.“)

 

Von Franka Frei

 

Hier findet ihr weitere Artikel und Videos zu Chhaupadi und Wuka:

https://www.theguardian.com/global-development/2018/jan/12/woman-nepal-dies-exiled-outdoor-hut-period-menstruation

https://www.n-tv.de/panorama/19-Jaehrige-stirbt-wegen-Chhaupadi-article19929949.html 

https://wuka.co.uk


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