Berichte aus meiner Fairstainability Reise

Tapped Tree

Zwei Monate war ich jetzt in Malaysia. Endlich konnte ich dort hin, wo die einhorn Kondome geboren werden. Alles mal live sehen, worüber ich hier in Berlin am Schreibtisch schon so viele Stunden getüftelt habe.

Prozesse, Partner und deren Arbeit verstehen 

Wir wollen ja gucken, wie wir vor Ort die größte Wirkung erzielen können. Das geht nicht anders als erst mal alles verstehen. Wer macht was, wann, wie, mit welchen Mengen etc? Also erst mal viele Fragen stellen, kennenlernen, mitarbeiten, verstehen und wieder Fragen stellen…. (Klaus, unser Kondomproduzent, war erstaunt, wie viele Fragen ich an einem Tag stellen kann.)

Rubber Tree

Facts and Figures

Unsere Partnerplantage heißt Kai Sik Plantation. Die haben wir uns erst mal aus der Nähe angeschaut. Ich bin mega glücklich mit der Plantage und den Besitzern. Sie sind offen und ehrlich. Auf der Plantage stehen etwa 35.000 Kautschukbäume. Relativ gesehen ist das eher eine kleine Plantage.

Aber wie so oft liegt das auch im Auge des Betrachters.

Wir, einhorn, sind nämlich noch viel kleiner (ohhhh). Unsere verbrauchte Laztexmenge macht gerade mal 16 % des Latex-Outputs von Kai Sik Plantation aus (und das auch nur, wenn wir von den schönen, blumigen, einhornigen Wachstumszahlen ausgehen). Aber hey think big, und klar werden wir auf jeden Fall ganz doll wachsen…..

Aber gut, wo war ich jetzt eigentlich. Ach ja was habe ich gelernt.

Wusstet ihr (wusstet ihr bestimmt nicht),

  • dass ein Kautschukbaum im Jahr Latex für etwa 1700 Kondome produziert!?
  • dass ein Kautschuktapper bei Kai Sik im Monat durchschnittlich Latex für 130.000 Kondome zapft
  • dass der Milchsaft, der aus dem Baum fließt zu 70-75% aus Wasser besteht. In Trockenphasen, können die Bäume also weniger Latex produzieren, weil kaum Wasser drin ist.

Erst mal die Arbeit verstehen

Tapping

Und nachdem ich die ganzen Zahlen und Mengen verstanden habe, galt es die Arbeit zu verstehen. Ich war also auf der Plantage, habe getapped und habe bei dem Latexaufbereiter Lee Latex die Zentrifugen gereinigt. Die Kondomproduktion von Klaus konnten wir ja schon mehrfach kennenlernen. Das war diesmal also nicht der Fokus.

Latex Tapping:

Beginnt so um 5 Uhr morgens. Die Latexmilch fließt in den frühen Morgenstunden am besten, weil es dann noch relativkühl ist. Auch wenn das frühe Aufstehen natürlich nicht so meins ist, ist es schon eine einzigartige Stimmung im Morgengrauen auf der Plantage. Es ist endlich mal nicht heiß, die Zikaden zirpen um die Wette, leichter Nebel macht sich über der Plantage breit und hier und da bahnen sich die ersten Sonnenstrahlen den Weg durch die Bäume.

Und tappen ist wirklich nicht leicht. Man muss einen schmalen Streifen der Rinde abtragen (reinritzen), dann fließt die Latexmilch heraus. Schafft man das nicht (so wie ich die meiste Zeit), kommt erst mal gar nichts raus.

Ja super Arbeit, Elisa. Zu tief ritzen ist aber auch nicht die Lösung, dann verletzt man das Holz und da ist auch kein Latex drin. Außerdem vernarbt dann die Stelle und man kann dann an der Stelle auch künftig viel schlechter tappen (weil vernarbtes Gewebe). Die Latexmilch wird dann in kleinen Behältern direkt am Baum aufgefangen und am Ende des Arbeitstages von den Tappern eingesammelt und zur Sammelstelle gebracht.

Latex Aufbereiter:

Latexprocessing

Working@Latexaufbereitung

Der Latex von den verschiedenen Plantagen wird täglich an Lee Latex geliefert. Hier wird er erst mal auf Qualität geprüft. Wenn alles in Ordnung ist, wird der Latex gereinigt und ihm wird Wasser entzogen. Das passiert in Zentrifugen. Aus dem 25-30%-igen Latex wird hier 60%-iger Latex. Den braucht man für die Kondome. Da der Latex schnell aushärtet, müssen die Zentrifugen alle 2,5 Stunden komplett auseinander gebaut und gereinigt werden. Als ich da war, habe ich also hauptsächlich Zentrifugen auseinander gebaut, gereinigt, wieder zusammen gebaut und dann das ganze von vorne an der nächsten Zentrifuge.

Ich kann euch sagen, es steckt ganz schön viel Arbeit in so einem Kondom: auf der Plantage, beim Latexaufbereiter, in der Kondomproduktion, dann natürlich im einhorn Head Quarter und ihr müsst euch ja sogar auch noch anstrengen, wenn ihr die einhörner benutzt. Schätzt also die kleinen einhörner Wert und behandelt sie mit Liebe. #Makemagichappen

Schöne Konzepte für fairstainable Latex überlegen

Tja und mit all dem Wissen habe ich unseren Fairstainability-Fahrplan erarbeitet. So von der Theorie in Deutschland (Fairstaianbility in allen Bereichen zu etablieren) zu der Realität in Malaysia.

On Kai Sik Plantation

Für drei Monate sind jetzt vier Studenten in Malaysia: Jonas, Xiaomin, Veronika und Linda. Und ihre Aufgaben habe ich mir (zusammen mit Dr. Langenberger von der Universität Hohenheim) überlegt. Er ist ja Experte im nachhaltigen Kautschukanbau. Eine Woche war Dr. Langenberger auch dort.

Jonas und Xiaomin werden gucken, welche lokalen Pflanzenarten sich für Biodiversitätsinseln auf der Plantage eignen. Wo werden wir die Inseln pflanzen und wo bekommen wir die Samen dafür her. Es geht also um die ökologische Aufwertung der Plantage (ja ja so heißt das: ökologische Aufwertung).

Veronika schreibt ihre Masterarbeit und wird über unsere Plantage hinaus forschen. WieElisa+Gerhard@Kai Sik ist die Einstellung von Plantagenbesitzern, keine/weniger Herbizide zu nutzen und den Unterwuchs zwischen den Kautschukbäumen stehen zu lassen? Die Plantagenbesitzer könnten dadurch Kosten einsparen und dabei die Umwelt schonen.

Linda wird die Tapper genauer kennenlernen, sie bei ihrer Arbeit begleiten und Interviews führen. Welche Bedürfnisse und Wünsche haben sie? Wo drückt der Schuh? Wie leben sie? Wie ist ihr Hintergrund?

Unser Ziel ist es am Ende des Aufenthalts ein Maßnahmenkatalog zu haben, der genau auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten ist (aus Fairness- und Umweltsicht). Und dann können wir auch entsprechend die Dinge umsetzen.

Wir wissen, dass das jetzt noch mal Zeit in Anspruch nimmt, bevor „hard facts“ geschaffen werden. Und dass, obwohl die meisten Kunden da draußen „hard facts“ so sehr lieben. Dieser Weg ist zwar nicht der schnellste aber wir glauben dass dieser Ansatz der Richtige ist, um langfristig zu wirken. Nachhaltig ist nun mal, wenn man die lokale Realität versteht und nicht von Schreibtischen hier in Deutschland bestimmt, was man macht oder was „gut“ für die Menschen vor Ort ist. Denn ohne das Wissen, wie die genauen Begebenheiten sind, läuft man Gefahr etwas zu tun, was überhaupt nicht geeignet ist oder von den Menschen vor Ort nicht angenommen wird.

So das wars. Nächste Woche gibt es einen Reisebericht (oh yeah). Ein bisschen Freizeit hatte ich ja auch, um das wunderschöne Land zu entdecken.Unicorn@beach

 


One reply on “Berichte aus meiner Fairstainability Reise

  • Jan

    Hallo ?
    Ich finds toll das man solche Artikel lesen kann, da wird das Kondome-kaufen ja schon fast ‘familiär’ (haha). Super das man mal sehen kann woher das kommt, was man ja eigentlich relativ oft anzieht! ?
    Gerne mehr davon!

    Antworten

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