Warum wir eine neue Konsenskultur brauchen, um sexualisierte Gewalt zu bekämpfen
(TW: Sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung)
“Nein heißt Nein!” mit diesem Spruch sind viele von uns aufgewachsen. Aber was heißt das eigentlich? Im Sexualstrafrecht in Deutschland bedeutet ein übergangenes “Nein”, dass der Strafbestand einer Vergewaltigung erfüllt ist. Wer “Nein” sagen kann, kann kennt seine eigenen Grenzen und kann sie kommunizieren. Aber: In einer Situation, in der man “Nein” meint, auch “Nein” zu sagen, ist manchmal schwer. Vor allem weil Vergewaltigungen und sexuelle Nötigung meistens von Leuten ausgehen, die man kennt, die man vielleicht nicht enttäuschen will oder denen man gefallen will. Weil man das bescheuerte Gefühl hat, die andere Person nicht vor den Kopf stoßen zu können. Auch wenn man ansonsten feministische und emanzipierte Positionen vertreten kann, ist man nicht immer dazu in der Lage, die eigenen Grenzen zu kommunizieren. Insbesondere, wenn man unter Druck steht oder von einer Situation überrumpelt wird.
Passivität ist keine Zustimmung.
Ein fehlendes “Nein” bedeutet nicht, dass die sexuellen Handlungen automatisch gewollt sind. Sexuelle Handlungen müssen im beiderseitigen Einvernehmen geschehen. Eine Konsenskultur, die auf Zustimmung und nicht auf Ablehnung basiert, kann helfen, die eigenen Grenzen und die Situation zu überdenken. Sind alle Beteiligten einverstanden? Wollen wir das gerade beide? Verbal oder nonverbal Sex in jeglicher Form zu zustimmen, ist dabei kein “Vibe-Killer”, sondern hilft, Sexualstraftaten zu verhindern. Denn: Fast jede siebte Frau in Deutschland wird im laufe ihres Lebens vergewaltigt oder sexuell genötigt. Auch deshalb wurde in Deutschland die Petition #jaheisstja initiiert, die eine Änderung des Sexualstrafrechts fordert. Sie wurde von den zwei Aktivistinnen Vanessa Bell (Erziehungswissenschaftlerin) und Maria Schrammen (Historikerin) gestartet und vom Verein KO – Kein Opfer e.V. unterstützt. Schweden hat eine derartige Regelung übrigens seit 2018 im Gesetz verankert, die Erfahrungen sind sehr positiv. Also: unterschreibt die Petition noch heute!
Die Petition #jaheisstja könnt ihr hier unterschreiben.
Auch wir unterstützen die Aktivistinnen und ihre Petition #jaheisstja bei verschiedenen Aktionen rund um den “Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen” am 25.11. und spenden an diesem Tag dem KO – Kein Opfer e.V. pro Bestellung in unserem Shop einen Soli-Euro.
Über den KO- Kein Opfer e.V.:
Der Verein wurde von Nina Fuchs gegründet, nach dem sie selber Opfer von K.O.-Tropfen und sexualisierter Gewalt wurde. Der Verein macht mit viel Öffentlichkeitsarbeit auf das Thema Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch aufmerksam, weil diese Themen in der Öffentlichkeit immer noch zu wenig behandelt werden, es nur in den seltenen Fällen zu einer Anklage geschweige denn einer Verurteilung kommt. Der Verein setzt sich für für die Rechte von Betroffenen von sexualisierter Gewalt ein, verleiht ihnen eine Stimme, klrt auf und kämpft dafür, dass das Thema in der Gesellschaft die dringend benötigte Aufmerksamkeit erhält.
Hier kommt ihr zur Webseite des Vereins.
Du brauchst Hilfe?
Falls ihr selbst Gewalt durch eure*n Partner*in erfahrt oder erfahren habt, könnt ihr euch an diese Stellen wenden:
Das bundesweite Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” bietet unter der Telefonnummer 0 8000 116 016 rund um die Uhr, anonym und in 18 Sprachen Beratung und Vermittlung in das örtliche Hilfesystem an. Auch der Weiße Ring bietet unter 116 006 kostenfrei und anonym Hilfe an. Erreichbar jeden Tag von 7 bis 22 Uhr.
Tatgeneigte Personen können sich anonym und kostenlos beraten lassen: Unter der Hotline 08007022240 sind montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr Therapeuten erreichbar.
Hilfe für betroffene Männer gibt es auch auf der Webseite www.maennerberatungsnetz.de.
Disclaimer: In diesem Artikel geht es vorrangig um Gewalt gegen Frauen, die von Männern ausgeht. Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass LGBTIQ* Personen auch maßgeblich von (sexualisierter) Gewalt betroffen sind. Die Datenlage dazu ist aber momentan leider sehr schlecht und die Dunkelziffer hoch. Das liegt daran, dass die Taten zum Teil nicht richtig erfasst werden. Mehr Informationen zu Hasskriminalität findest du hier.
Bild von @isa.tatu (Instagram)