Vom Vorteil der Vielfalt auf der Plantage
Leider wird Kautschuk meistens als Monokultur angebaut. Das heißt Baum an Baum stehen in Reih und Glied und alles was dazwischen wächst wird (wie auf dem Bild rechts) mit Pflanzengift totgespritzt. Die biologische Vielfalt auf diesen Plantagen geht gegen Null. Der Boden ist schnell ausgelaugt und es braucht viel Dünger, damit die Bäume richtig wachsen.
In Thailand konnten wir aber bereits beobachten, dass manche Bauer*innen auf ihren Plantagen nicht nur Kautschukbäume, sondern dazwischen auch andere Pflanzenarten anbauen. Sie pflanzen zum Beispiel Obstbäume und hochwertigen Tropenhölzer, aber auch verschiedene Kräuter, die als Heilmittel oder zum Kochen verwendet werden können (mehr dazu in diesem Video). In der Fachliteratur nennt man dieses Anbausystem Agroforstwirtschaft. Nein – nicht weil die Bauer*innen besonders Aggro sind, sondern weil dabei Elemente der klassischen Landwirtschaft mit denen der Forstwirtschaft kombiniert werden.
Nachdem ich mir in den letzten Wochen super viele wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema reingezogen habe, bin ich mir sicher: Diese Plantage-Wald-Acker crossover-hybriden Mischsysteme sind DAS Modell für eine Landwirtschaft der Zukunft! Sie haben einfach mega viele Vorteile für die Bauern und für die Umwelt und sind den Kautschuk-Monokulturen in vielerlei Hinsicht überlegen.
Der Boden bleibt feucht und die Bauer*innen flüssig
Wenn Bauer*innen nur Kautschukbäume auf ihren Feldern anbauen, sind sie krass abhängig vom Kautschukpreis auf dem Weltmarkt. Der schwankt in den letzten Jahrzehnten zwischen sechs Dollar und 50 Cent hin und her. Ist er mal wieder im Keller, können die Bauer*innen von ihren Feldern nicht mehr Leben. Wenn aber auch Obstbäume und Tropenhölzer zwischen dem Kautschuk wachsen, können sie Obst und Holz verkaufen und damit schwierige Phasen überbrücken.
Auch für den Boden ist das Mischen von verschiedenen Pflanzen viel besser als eine Monokultur. Die Erde wird bei schwerem Regen nicht so leicht weggespült. Und die vielen verschiedenen Gewächse erzeugen eine Menge Laub, das zu Humus und damit zu natürlichem Dünger wird. In diesem schattigen Umfeld hält sich auch Feuchtigkeit viel besser (und mit mehr Feuchtigkeit machts bekanntlich mehr Spaß ;-)). Der Boden trocknet nicht so schnell aus.
…und auch gut zu vögeln…
Und für alle Naturschützer*innen: Die Mischung verschiedener Pflanzen- und Baumarten auf den Feldern lockt wieder mehr Vögel, Insekten und sogar größere Tiere wie Affen an. Das heißt die durchmischten Kautschukfelder können auch einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Das ist besonders dann möglich, wenn die Bauern darauf verzichten Pflanzengifte zu sprühen, die in Monokulturen standardmäßig eingesetzt werden.
Neben Thailand, pflanzen auch einige Bauern in Indonesien Kautschuk zusammen mit anderen Bäumen und Pflanzenarten an. Aber in Malaysia ist diese Form der Landwirtschaft kaum verbreitet. Das hängt auch damit zusammen, dass Regierungsorganisationen sehr lange nur den Anbau von Monokulturen unterstützt haben. Lange war die Meinung vorherrschend, dass man nur auf Monokulturplantagen ordentliche Erträge und gute Gewinne erzielen kann. Neuere Studien zeigen jedoch, dass man – bei richtigem Management – auch beim Anbau verschiedener Pflanzenarten zusammen mit Kautschuk gute Ergebnisse erreichen kann. Das richtige Anlegen und Pflegen einer solchen Mischplantage ist allerdings aufwendig und erfordert viel Wissen über die verschiedenen Pflanzen und ihr Zusammenspiel.
Wir pflanzen einen Kautschuk-Wald
Direkt vor der Kondomfabrik in Malaysia befindet sich eine 2 ha große Fläche, die brach liegt. Wir finden das ist eine super Gelegenheit, um wieder etwas Grün in das Industrieviertel zu bringen und haben beschlossen dort einen Kautschuk-Wald zu pflanzen. Damit wollen wir zeigen, dass es möglich ist, Kautschuk zusammen mit anderen Pflanzenarten anzubauen, einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu leisten und dabei trotzdem ordentliche Kautschuk-Erträge zu erzielen. Wir wollen ein Best-Case Scenario schaffen, das wir Kritikern und Interessierten zeigen und so Werbung für Agroforstwirtschaft machen können. Durch das Areal soll ein Lehrpfad führen, mit Schildern, die über die Funktionen der verschiedenen Bäume informieren und die entsprechenden Anbautechniken erklären. In der Mitte des Waldes wird ein Teich ausgehoben, damit die Mitarbeiter*innen der Kondomfabrik da auch entspannt im Grünen chillen können.
Achtung: für Ökonerds und alle die es wirklich wissen wollen:
Während meiner Zeit in Malaysia und Thailand habe ich mit vielen Forscherinnen über das Kombinieren von verschiedenen Baumarten auf der Kautschukplantage gesprochen und mir angesehen, wie Bauern schon ganz praktisch ihren eigenen Kautschukwald pflanzen. Mein Erfahrungen habe ich zusammen mit dem aktuellen Stand der Forschung verknüpft und in dieses Paper gegossen: