Hä? einhorn und Palmöl?

Während wir uns mit dem Kautschukanbau auseinandersetzen, stolpern wir immerwieder über den Palmöl-Vergleich. Und von Palmöl haben die meisten ja schonmal was gehört.

Aber, was hat Kautschuk eigentlich mit Palmöl zu tun?

Überall auf der Welt werden Flächen genutzt um uns Menschen zu ernähren und andere Bedürfnisse zu erfüllen. Manchmal wird dafür Land gerodet. Die Bilder von gerodeten Flächen für Palmöl kennt man. Aber wie sieht das eigentlich mit Kautschuk aus? Der wächst in ähnlichen Regionen wie Palmöl, hauptsächlich da, wo es auch Regenwälder gibt. Und gerade wenn die abgeholzt werden, schmerzt das Umweltherz besonders, denn das sind ja Regionen, die nur so vor Biodiversität (also ganz viele verschiedene Bienchen und Blümchen auf einem Fleck) strotzen.

Es war einmal saftiger grüner Regenwald...

...der dem Erdboden gleichgemacht wurde...

Monokultur

...um fein säuberlich in Reih und Glied Ölpalme neben Ölpalme und Kautschukbaum neben Kautschukbaum zu pflanzen.

Die Crazyness im Anbau runterzubrechen ist zwar nicht ganz easy peasy, aber wir versuchen hier mal dem Ganzen etwas die Komplexität zu nehmen. Wir haben einige Punkte hervorgehoben, aber es gibt noch viel viel mehr, auf das wir hier nicht alles eingehen können.

Ursprung

Palmöl

Die Ölpalme hat ihren Ursprung in Westafrika. Der Handel mit dem Öl begann im 19. Jhd im Zuge der industriellen Revolution in Europa, als die Nachfrage nach Hygieneprodukten und Energie wuchs.

Kautschuk

Kautschuk (lat. Hevea Brasiliensis) hat seinen Ursprung in Basilien. Während der Kolonialzeit brachten die Briten 1877 Kautschuk nach Malaysia und exportierten den Gummi von dort nach England.

Hauptanbaugebiete

Palmöl

In Malayisa und Indonesien wird 85% des weltweiten Palmölvorkommens angebaut.

Kautschuk

Thailand, Indonesien, Malaysia und Indien sind die Hauptanbaugebiete für Kautschuk. In Papua Neuginea, Vietnam und Myanmar werden derzeit auch große Kautschukanbaugebiete erschlossen.

Produktionsfläche

Palmöl

Weltweit werden zwischen 17 und 20 Millionen Hektar Palmöl angebaut.
Dies entspricht fast der Fläche von Großbritannien.
Die Fläche ist seit 1985 um das 10-fache gestiegen. Allein in Indonesien wurden dafür 50% des unberührten Waldes abgeholzt.

Kautschuk

Ca. 12 Millionen Hektar weltweit dienen dem Kautschukanbau. Die genaue Zahl ist schwer zu bestimmen, weil auf Satellitenbildern Kautschukflächen wie Wald aussehen und es auch von Land zu Land unterschiedlich ist, unter welche Kategorie Kautschukplantagen fallen. Manchmal zählen sie zu Wald und manchmal werden sie separat aufgeführt.

Verwendung

Palmöl

90% ist in Konsumgütern wie Essen, Kosmetik und Waschmitteln. Aber auch in Treibstoff und zur Gewinnung von Elektrizität und Wärme wird Palmöl verwendet. Und es ist in Gleitmittel in der Industrie und in Kerzen enthalten.

Kautschuk

70% landet in der Reifenindustrie (Flugzeug-, Auto-, Fahrrad-, LKW-Reifen etc.)
Aber auch Schuhsohlen, Handschuhe, Gummidichtungen, Kondome , Kassenband, Rolltreppengelände und vieles mehr wird aus Gummi hergestellt.

Ersatz

Palmöl

Neben Palmöl gibt es viele andere Öle, wie Kokusnuss-, Soja oder Sonnenblumenöl. Dabei ist die Ölpalme am effizientesten. Durchschnittlich ist sie 3mal produktiver in ihrer Flächenleistung (pro Hektar) als z.B. Sonnenblume. Das heißt, man bräuchte viel mehr Fläche an Sonnenblumen um die gleiche Menge an Öl zu bekommen.

Kautschuk

Es gibt synthetisch hergestellten Gummi, der rohöl basiert ist, also nicht nachwachsend. Synthetisch hergestellter Gummi erfüllt nicht immer die Leistungen von Naturkautschuk, wie z.B. hohe Elastizität.

Anbau und Ernte

Palmöl

In Monokulturen fein säuberlich steht Palme neben Palme und dazwischen wächst nix.
Die Früchte können ca. 1 mal monatlich geerntet werden. Dazu wird mit einem Messer das Palmenblatt, das die Früchte hält, entfernt und die Früchte fallen runter und werden an Palmölmühlen zur Ölgewinnung gebracht.

Kautschuk

In Monokulturen steht fein säuberlich Kautschukbaum neben Kautschukbaum und alles was dazwischen wächst, wird nieder gespritzt.
In den frühen Morgenstunden wird die Rinde des Baumes angeritzt, sodass die flüssige Latexmilch austreten und in kleine Becher, die am Baum befestigt sind, tropfen kann.
Die Latexmilch wird entweder nach ein paar Stunden flüssig eingesammelt oder sie härtet in den Bechern aus und die Klumpen werden nach ein paar Tagen eingesammelt. Je nach Aggregatzustand wird er dann zu Kondomen (flüssig) oder beispielsweise Autoreifen (Klumpen) weiterverarbeitet.

Ökologische Herausforderung

Regenwälder werden abgeholzt um Platz für Plantagenwirtschaft zu machen. Sowohl für Kautschuk, als auch für die Ölpalme. Das ganze führt zu crazy Biodiversitätsverlust und Artensterben. Wo es sonst vor verschiedenen Pflanzen und Tieren nur so strotzt, steht fein säuberlich Baum an Baum bzw Palme an Palme gereiht. Alles was dazwischen noch eine Chance zu wachsen hätte, wird mit Unkrautvernichtern wie Glyphosat niedergespritzt. Um ein paar Auswirkungen davon zu nennen: Bodenerosionen, Austrocknung der Böden, etc. Und gesund für den Menschen sind diese Herbizide auch nicht.

Soziale Herausforderungen

Wanderarbeiter und Migration spielen beim Kautschuk- und Palmölanbau oft eine Rolle. Den Job will in Malaysia keiner mehr machen und die Leute arbeiten lieber in klimatisierten Fabriken ohne Mücken und Schweiß. Also kommen Arbeiter aus wirtschaftlich schwächeren Ländern der Region, wie Myanmar oder Bangladesch. Für die gelten teilweise aber andere Arbeitsrechte und prekären Arbeitsbedingungen mit weniger Schutz.
Auch Landkonflikte sind manchmal ein Thema: Wenn eine Plantage auf Land gepflanzt wird, das vielleicht keinen klaren Landtitel hatte und somit einfach neu deklariert wird. Somit wird Bauern, die das Land zuvor bestellt haben, teilweise die Lebensgrundlage entzogen.

Alternativen

Palmöl

Es gibt den Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO) und die Rainforest Alliance, die über Alternativen und Regulierungen im Palmölanbau diskutieren und ein privates Zertifizierungssystem etablieren.
Bio-Palmöl ist dabei noch nicht beachtet und es treten auch da weiterhin Landkonflikte und hoher Chemikalieneinsatz (z.B. Paraquat, das in Europa verboten ist) auf.

Kautschuk

In Sri Lanka gibt es biologisch angebauten Kautschuk, der aber nicht auf dem Weltmarkt zu haben ist, sondern in Exklusivverträgen mit Matzratzenherstellern steht.

FSC zertifiziert Kautschuk und reguliert damit einige Problemfelder. Jedoch trägt das bisher weder zur Erhöhung der Biodiversität noch zum biologischen Anbau bei.
Fairstainable Kautschuk

Fairstainability-Statement

Ja genau. Kautschuk ist kacke. Palmöl ist auch kacke. Also boykottieren wir das ganze und gut gehts uns. So einfach finden wir, ist es aber nicht. Schließlich sind in Südostasien viele Menschen von dem Anbau dieser Rohstoffe abhängig und verdienen damit ihr täglich Brot. Uns geht es vielmehr darum im bestehenden System etwas zu ändern und zu schauen, dass es den Menschen und den Pflanzen dabei besser geht. Erste Fairstainability-Maßnahmen konnten wir dabei schon umsetzen. So zahlen wir den Arbeiterinnen und Arbeitern auf unserer Partnerplantage jetzt eine Prämie in Abhängigkeit davon, wieviel sie tappen und haben auch den Einsatz von Agrarchemikalien reduziert. Das Ganze ist aber Fairstainability-in-Progress. In Südthailand gibts zum Beispiel ein paar Bauern, die Kautschuk ziemlich eco-friendly anbauen, mit denen sind wir in Kontakt und schauen gerade, ob wir mit ihnen zusammenarbeiten können.

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